„Interaktive Events“ – was sich in den letzten Jahren zu dem Buzzword schlechthin in der Eventszene entwickelte, spielt längst auch eine große Rolle in Sachen Kundenbindung, Produktpräsentation und Firmenevents. Doch obwohl Event-Agenturen und Marketer mit dem Begriff geradezu um sich werfen, stecken dahinter meist nur sehr rudimentäre Ansätze. Die Anforderungen an interaktive Events gehen über Medientische und Touchpads hinaus. Auf dem diesjährigen Szenografie Kolloquium in Dortmund wurden Chancen, Risiken und Beispiele „echter“ Partizipation diskutiert.

Museen als Vorbild für interaktive Events

Das Szenografie Kolloquium setzt sich traditionell mit Themen rund um museale Ausstellungen und Objektpräsentationen auseinander. Das 17. Szenografie-Kolloquium fand vom 25. bis zum 26. Januar 2017 unter dem Schlagwort „Ausstellung als sozialer Raum“ statt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand dabei die Frage, welche Strategien Museen und Ausstellungen brauchen, wenn man den Forderungen nach Interaktion, Emotion und Authentizität nachkommen möchte. Daraus lassen sich auch interessante Erkenntnisse für interaktive Events gewinnen.

Martin Düspohl leitet das Friedrichshain-Kreuzberg-Museum, ein modernes Heimatmuseum mit wechselnden Ausstellungen zur Regional- und Stadtteilgeschichte. Auf dem Szenografie Kolloquium 2017 berichtete er von Erfahrungen zum Thema Partizipation, die er während der vergangenen Ausstellungen gemacht hat.

Interaktion erfordert Kenntnis der Zielgruppe

Schon mit der Eröffnungsausstellung des Museums musste Martin Düspohl feststellen, wie schwierig Annahmen über die Zielgruppe im Voraus sind. Die Ausstellung sollte vor allem die im Viertel lebenden Menschen erreichen. Zu jener Zeit hatte der Großteil der Anwohner türkische Wurzeln, weshalb eine Ausstellung zu kalligrafischen Arbeiten aus dem osmanischen Reich konzipiert wurde. So sollte ein erster Kontakt hergestellt werden. Es rächte sich, dass ein Interesse der Anwohner aufgrund ihrer Herkunft einfach angenommen wurde, ohne die Meinung der Anwohner tatsächlich einzuholen. Die Ausstellung floppte letztlich, da trotz der hochwertigen Inhalte kein Interesse am Thema bestand.
Stattdessen tauchten nach einiger Zeit Besuchergruppen auf, die Interesse an den übersetzten Korantexten hatten und diese für Studienzwecke nutzen wollten. Religionslehrer und Islamwissenschaftler besuchten die Ausstellung, initiierten Diskussionen und legten Broschüren aus. Die Berliner Behörden sahen darin eine Abweichung der musealen Objektivität und kritisierten die teilweise radikalen Äußerungen. Die Ausstellung wurde dichtgemacht.
Ungeprüfte Annahmen können für partizipative Projekte und interaktive Events ein großes Hindernis sein und stellen ein unnötiges Risiko dar. Um Menschen zu erreichen, sollte man sich vorab genau über sie informieren, sich mit ihnen austauschen, Interessen erfragen und erst dann Inhalte und ein Projekt planen.

Interaktion erfordert Flexibilität und Kompromissbereitschaft

Interaktion bedeutet auch, dass den Teilnehmern eine gestaltende Rolle zufällt. Wer also sein Event interaktiv durchführen will, muss sich auf die Einflüsse und Ideen der Teilnehmer einlassen können und so manches akzeptieren.
Martin Düspohl erzählte den Zuhörern des Szenografie Kolloquiums hier von einer weiteren Ausstellung des Friedrichshain-Kreuzberg-Museums. Als Zeitzeugen sollten die Bewohner kleine Bereiche der Ausstellung mit Fotos, Texten und Objekten gestalten und so ihr Leben vorstellen. Dadurch entsprach die Ausstellung nicht unbedingt den üblichen Ansprüchen, hatte aber einen hohen authentischen Wert.

Mit der Zeit entwickelte sich die Ausstellung allerdings zu einer Art Stadttreffen, zu dem die Zeitzeugen täglich erschienen und bei einem gemeinsamen Picknick mit den Besuchern zusammensaßen. Dies brachte Düspohl und sein Team in eine schwierige Lage. Einerseits generierten die Zeitzeugen so hohe Besuchszahlen, andererseits rückte das die Ausstellung in ein sehr ungewöhnliches Setting. Dennoch war sie insgesamt ein Erfolg.

Was wir daraus für interaktive Events lernen können

Wenn man Menschen interaktiv einbindet, entstehen nicht immer Beiträge wie man sie im Idealfall gerne hätte. Doch bis zu einem gewissen Grad muss man eigene Vorstellungen oder Ansprüche zurückstellen, um die Interaktion nicht gleich wieder im Keim zu ersticken. Außerdem können sich sowohl während der Planung also auch der Durchführung eines interaktiven Events in der Praxis Fehler, Probleme oder Entwicklungen zeigen, die man vorher nicht bedacht hat.
Interaktive Events bedeuten aber nicht nur einen größeren Aufwand. Sie bieten uns einige Vorteile, die beispielsweise mit der Einbindung von Mitarbeitern oder Kunden des eigenen Unternehmens einhergehen. Zusätzliche Helfer, die z.B. bei der Unternehmens- oder Produktentwicklung mitdenken und Ideen und Erfahrungen einbringen, sind definitiv ein großer Vorteil.

Partizipation und Interaktion sind weitaus mehr als das, was wir heute in Regel als „interaktive Events“ verkauft bekommen. Es scheint als versuchten viele Veranstalter Interaktion vorab zu planen. Sie legen Abläufe und Ziele möglichst konkret fest – alles nach eigenen Vorstellungen. Statt die Teilnehmer aktiv in das Projekt miteinzubeziehen, münden solche Maßnahmen in einem Event, das Partizipation nur vorspielt und wenig Freiraum lässt.
Interaktiven Events geht also eine ausführliche Recherche voraus. Ein intensiver Austausch mit den Teilnehmern sollte stattfinden, bevor Konzeption und Planung in Angriff genommen werden. Die Veranstalter sollten sich öffnen und flexibel mit unerwarteten Entwicklungen umgehen. Die eigenen Vorstellungen sind nicht immer die einzig vorteilhaften. Interaktion kann man nicht fest planen, aber sehr wohl strukturieren und fördern.


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Foto: Pixabay

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